Eisenbahnfotografie von Philipp Glitzner
Gastreportage Summerauerbahn - von Heinrich Seitner
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Summerauerbahn

EUREGIO 1935 - Die vielen Gesichter eines Zuges und einer Landschaft

Ich habe die Einladung von Philipp Glitzner, einen Gastbeitrag für seine wunderbare Homepage zu produzieren, mit großer Freude angenommen und als Thema die Summerauerbahn gewählt, da sie sozusagen vor meiner Haustüre liegt, aber wegen ihrer Randlage den wenigsten Eisenbahnfreunden besser bekannt sein dürfte.

Das Kameraobjektiv war zudem ausschließlich auf einen einzigen Zug gerichtet. Damit soll einerseits die Vielfalt der auf dieser Strecke noch eingesetzten Lokomotiven und andererseits die abwechslungsreiche Mühlviertler Landschaft ins rechte Licht gerückt werden.

Streckenkarte der Summerauerbahn

Streckenkarte der Summerauerbahn

Die folgenden Bilder zeigen ER 1935 auf seiner Fahrt von der tschechischen Grenze durch die wunderbare Landschaft des mittleren Mühlviertels nach Linz und vermitteln - so hoffe ich wenigstens - Eindrücke von einem Landstrich, der nicht zu Unrecht auch als das "sagenhafte" Land gepriesen wird.

Seit dem Jahre 2004 ist die Zuggattung "EURegio" (ER) in den Fahrplänen der ÖBB zu finden. Der Name soll zum Ausdruck bringen, dass ein "Europa der Regionen" auch Verkehrsbeziehungen braucht, um die Menschen einander näher bringen. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Österreich und Tschechien verkehren auf der Summerauerbahn die Zugpaare ER 1935/ER 1936 sowie ER 1937/ER 1938 und verbinden die Städte Budweis und Linz.

Mit einem Mausklick auf das jeweilige Foto wird
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Ein kleiner Kartenausschnitt zeigt zunächst den Verlauf der Summerauerbahn zwischen Deutsch Hörschlag und Linz. Die roten Punkte markieren die einzelnen Fotostandorte.
Mit wenigen Ausnahmen obliegt es derzeit noch tschechischen Lokomotiven, die grenzüberschreitenden Züge von Budweis nach Summerau zu transportieren. Kurz hinter Deutsch Hörschlag kann die 340 049-6 sogar den Stromabnehmer senken und trotzdem ihren ER 1935 in flotter Fahrt Richtung Süden führen. Das ist freilich kein Wunder, denn die europäische Wasserscheide zwischen Moldau und Donau und damit der höchste Punkt der Summerauerbahn (676 m) liegen bereits hinter ihr.

Irgendwann erliegt dann der Schwung, also muss der Bügel wieder an die Fahrleitung! Das Bild zeigt die farbenfrohe 340 062-9 mit ER 1935 auf einem der schönsten Streckenabschnitte der Summerauerbahn nahe Zulissen.

Im Bhf. Summerau übernimmt 1142 687-1 die Traktionsleistung. Nun geht es recht gemächlich weiter. Eile scheint verpönt, daher wird bis Linz an allen Haltepunkten angehalten; schließlich sollen ja die Reisenden die wunderbare Landschaft auch "erleben" können.
Zunächst folgen 1142 596-4 und ER 1935 dem Lauf des Rainbaches. Einsame Gehöfte wie das des Semmelhofbauern säumen den Weg des Gespanns durch das herbstliche Mühlviertel.
Wie die Landschaft wechselt auch ER 1935 sein Gesicht: Zu "besonderen Anlässen" (Personalschulungen) wird er manchmal sogar von einer deutschen 185-er (hier ist es die 057-7) durch den Waldburger Bogen gezogen.
Nach wenigen Kilometern schwenkt die Summerauerbahn im Waldburger Bogen in das Tal der Jaunitz ein. Auch die Besiedlung wird dichter und in wenigen Minuten wird ER 1935 die Bezirkshauptstadt Freistadt erreichen.
Seit Freistadt bestimmt nun der Flusslauf der Feldaist die Richtung der Summerauerbahn. Bei Kefermarkt verbreitert sich plötzlich der Talboden und die Landschaft verliert etwas von ihrer Herbheit.
In diesem Bahnhof sollte man unbedingt den Zug verlassen und in der Stille der Pfarrkirche einige Minuten mit dem Betrachten eines der berühmtesten gotischen Flügelaltäre der Welt verbringen.
Nach dem sakralen Kunstgenuss lässt sich auch weltlicher Wohlklang nicht lumpen. Hierfür ist Schloss Weinberg zuständig. Selbst mehrere Kilometer von Kefermarkt entfernt erfreut es noch immer das Auge der Reisenden im ER 1935, heute gezogen von 1142 684-8.
Bei der alten Ledermühle ist es dann aber mit der Weite des Aisttales abrupt vorbei, denn nach einer gewaltigen Kurve zwängen sich 1116 117-4 und ER 1935 in den sehr engen Aisttaleinschnitt von Selker hinein.
Erst in Pregarten wird der Blick ins Land hinaus wieder frei. Soeben haben 1142 567-5 und ER 1935 an diesem kalten Frühlingstag im modernsten Bahnhof an der Summerauerstrecke angehalten. Auch der Fahrplan wird jetzt wesentlich dichter, denn Pregarten ist der Wendepunkt der Züge des Linzer Nahverkehrs.
Gleich nach Pregarten verlässt die Summerauerbahn das Tal der Feldaist und wechselt in das Tal der Gusen. Wegen des großen Höhenunterschiedes sind nun zwei riesige Schleifen zu durchfahren. Die "großäugige" 1142 696-2 und ihr ER 1935 haben die halbe "Wartberger Schleife" bereits hinter sich und dabei ihre Fahrtrichtung um 180° geändert. Über ihrem Führerstand ist der Ort Wartberg ob der Aist gut erkennbar. Jetzt folgt der zweite Teil der Schleife, die dann im Bhf. Gaisbach - Wartberg enden wird.
Unmittelbar nach dem Bhf. Gaisbach - Wartberg beginnt die "Gaisbacher Schleife". Auch an dieser Stelle ändert 1142 596-4 mit ER 1935 die Fahrtrichtung um 180°.
Am Ende der Schleife haben die Reisenden des ER 1935, heute gezogen von der guten alten 1042 519-7, erneut die Möglichkeit, einen Blick auf die noch immer sichtbare Kirche von Wartberg zu werfen.
Dann ist das Tal der Gusen erreicht. 1142 639-2 und ER 1935 winden sich oberhalb von Bodendorf durch herrliche Frühlingswiesen talwärts.
Hier im Bereich der Hst. Katsdorf ist das Gusental noch breit und lieblich, aber ab Lungitz wird sich das für einige Kilometer nachhaltig ändern. Doch 1142 596-4 und ER 1935 sind guter Dinge, dass sie auch dieses Problem meistern werden.
Nach diesem letzten Hindernis ist es endlich geschafft: Bei St. Georgen a. d. Gusen erreichen 1142 684-8 und ER 1935 das Tal der Donau.
Weil die Beiden ein gar so schönes Paar sind, noch einmal ein Bild: 185 047-8 wartet mit dem ER 1935 im Bhf. St. Georgen an der Gusen eine Zugkreuzung ab.
Nun taucht die Summerauerbahn in das Verkehrsgewühl des Linzer Zentralraumes ein. Gesäumt von der alten und der neuen B 3 hat 1142 596-4 mit ihrem ER 1935 die Hst. Pulgarn passiert und wird gleich den Bhf. Steyregg erreichen.
Nach dem Halt in Steyregg überspannen gewaltige Brücken die Donau und öffnen den Blick auf die Anlagen der Linzer Schwerindustrie.

An dieser Stelle heißt es für 1142 636-8 und ER 1935 endgültig Abschiednehmen vom Mühlviertel, dem "sagenhaften" Land, denn unmittelbar nach dem südlichen Brückenpfeiler des stählernen Giganten beginnt das Stadtgebiet von Linz.

Schlagartig hat sich seit der Donaubrücke das Bahnumfeld verändert: Die lieblichen Hügel des Mühlviertels sind trister Industrielandschaft gewichen, überall ist Rauch und der Lärm rund um die Hst. Linz Franckstraße überdeckt das Geräusch der herannahenden 1142 706-9 und ihres ER 1935.
Wenige Minuten danach hat ER 1935 seinen Zielbahnhof Linz Hbf. erreicht. Sofort nach der Ankunft wird 1142 706-9 weggestellt und der Wagensatz gereinigt. Dann heißt es "ab in den Vorbahnhof und warten auf die abendliche Rückfahrt" nach Budweis.
ER 1935 hat damit seine Aufgabe erfüllt und zwei, ehemals durch den "Eisernen Vorhang" getrennte Regionen verbunden. So einfach kann das Zusammenleben der Menschen also sein, wenn man Zäune niederreißt und Gräben überbrückt! Das Bild eines Bahndurchlasses nahe Zulissen möge dies zum Abschluss des Bilderbogens verdeutlichen.

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